Solange das Paar ohne Kind ist, hat es alle Möglichkeiten sich zu überlegen, wie die gemeinsame Zeit zu gestalten ist. Mit einem Baby kommt ein neuer Mensch in die Partnerschaft dazu, für den die Eltern 24 Stunden am Tag da sind“, sagt Traute Bickel, Einzel- und Paartherapeutin. Herauszufinden, was das Baby genau will, ist eine Herausforderung. „Für die Partnerschaft bleibt in den ersten Monaten kaum Zeit übrig“, sagt Johanna Graf, Psychologin an der Uni München. Die Zeit, die ein neu geborenes Baby beansprucht, muss irgendwo herkommen. Meistens bleibt die Mutter erst einmal mit dem Baby alleine zu Hause. Ihre Situation und Identität verändert sich komplett, während sich beim Vater meistens nicht so viel verändert. Die Zeit, die er vorher Partner war, ist er nun Familienvater.
In den ersten sechs Monaten spricht man von einer Mutter-Kind-Symbiose. Hilfreich für den Vater ist es zu wissen, dass er nicht abgelehnt wird, sondern dass das Kind im Mittelpunkt steht. Jedem ‚frischen‘ Vater kann es so gehen“, erklärt Inga Schade, Paar- und Familientherapeutin. „Doch je mehr er Neugier und Interesse zeigt und die Mutter ihn vertrauensvoll mit einbezieht, kann das gemeinsame Abenteuer Familie zur Zufriedenheit aller Beteiligten wachsen“, sagt Schade.
Einige Paare erinnern sich vielleicht nach drei Monaten Babystress, dass sie ihren Partner auch mal sexy fanden. Schade betont: „Es ist Arbeit, dafür zu sorgen, nicht nur Eltern zu werden, sondern auch ein Paar zu bleiben.“ Die Eltern sollten Räume schaffen, sich auch weiterhin als Paar zu treffen. So kann man schon vor der Geburt überlegen, zu welchem Zeitpunkt ein Babysitter bestellt werden soll. „Dieser Termin kann sich verändern, wichtig ist, dass über das Thema gesprochen wird“, sagt Bickel. „Viele Paare, die ich kenne, finden es komisch, das erste Mal nach der Geburt wieder zu zweit zu sein. Es darf ruhig komisch sein“, sagt Bickel. Gerade viele Frauen wollen nach der Geburt ihre Sexualität noch mal von vorne entdecken. Das fordert Verständnis vom Partner. Bickel empfiehlt, die Ansprüche nicht zu hoch zu hängen. „Lieber verabredet man sich zum Kino und hat gar nicht den Stress, gleich wieder Sex haben zu müssen. Wichtig ist es, dass das Kind nicht immer Mittelpunkt sein muss.“