München (AFP) - Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli hat mit ihrem Vorschlag einer Ehe auf Zeit weiter heftige Reaktionen ausgelöst. In der CSU würden einige sagen, "das ist eine Frage, die über Psychologen oder Psychiater zu behandeln ist", sagte der designierte bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) auf N24. CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer sagte im RBB-Inforadio, Pauli spiele politisch eine so geringe Rolle, "weniger wie der Dreck unter den Fingernägeln". Die um den CSU-Vorsitz kandidierende Pauli verteidigte ihren Vorschlag.
ANZEIGE Pauli hatte bei der Vorstellung ihres Wahlprogramms für den CSU-Parteitag gesagt, sie halte ein Auslaufen von Ehen nach sieben Jahren für sinnvoll. Ehepaare müssten sich dann bewusst für eine Verlängerung entschließen. Dies könne Scheidungskosten sparen. Beckstein sagte, "ich kenne niemanden in unserer Partei, der diese Vorschläge überhaupt diskutiert. Manche meinen, das war eine ganz blöde Geschichte, um in die Medien zu kommen, oder es sei Comedy gewesen." Pauli habe sich "völlig außerhalb der CSU positioniert", was auf dem Parteitag Konsequenzen haben werde. "Ich kann mir nicht vorstellen, wer sie dort unterstützen sollte." Die 50-Jährige kandidiert Samstag in einer Woche gegen Erwin Huber und Horst Seehofer für den CSU-Vorsitz.
Die stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Katherina Reiche (CDU), sagte dem Sender N24 mit Blick auf das Lob des NS-Familienbildes durch die ehemalige "Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman: "Ich finde, was unsere Familien gerade durchmachen, eingekeilt zwischen Gabriele Pauli und Eva Herman - das ist schon ganz schön viel," sagte Reiche auf N24. Die FDP-Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin sagte der "Netzeitung": "Die CSU hat sich in den letzten Jahren erfolgreich zur Boulevard-Partei gewandelt."
Pauli verteidigte ihren Vorschlag. "Ich orientiere mich an der Realität des Lebens", sagte sie der "Bild"-Zeitung. Viele Scheidungsprobleme würden mit der von ihr empfohlenen Begrenzung von Ehen auf sieben Jahre erst gar nicht entstehen. Schließlich müssten alle Fragen wie Unterhalt, Zugewinn oder Sorgerecht für Kinder vorher geklärt werden. Für die Aufforderung von CSU-Chef Edmund Stoiber, aus der Partei auszutreten, sehe sie keinen Anlass.