München (AP) Der designierte bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein hält die CSU-Politikerin Gabriele Pauli für «völlig ausgerastet». «Ernst nehmen kann man sie beim besten Willen nicht mehr», sagte Beckstein am Donnerstag dem Fernsehsender N24. Nach ihren «wirren Thesen» zur Befristung der Ehen auf sieben Jahre werde der Parteitag sie nicht einmal mehr in den CSU-Vorstand wählen. Pauli bekräftigte aber ihre ihre Kandidatur als CSU-Chefin: «Es geht mir darum, Vorsitzende zu werden», sagte sie im selben Sender.
ANZEIGE Beckstein erklärte am Rande der CSU-Fraktionsklausur in Kloster Banz: «Wo ich hinkomme, ist nur allgemeines Kopfschütteln.» Manche sähen in Paulis Vorstoß eine «blöde Geschichte, um in die Medien zu kommen», andere «eine Frage, die über Psychologen oder Psychiater zu behandeln ist». Die Fürther Landrätin habe sich mit ihren ganzen Wahlprogramm völlig außerhalb der CSU positioniert, und das «wird sicher auch auf dem Parteitag Konsequenzen haben. Ich kann mir nicht vorstellen, wer sie dort unterstützen sollte.»
Pauli betonte, sie wolle CSU-Vorsitzende werden. «Ich bin genau richtig in der CSU», sagte sie der «Augsburger Allgemeinen». Die Forderung nach Befristung von Ehen auf sieben Jahre sei keineswegs abwegig. «Denn wenn man die Realitäten sieht, dann ist es so, dass viele Ehen nach außen vielleicht noch geführt werden, aber eigentlich nach innen kaputt sind», sagte sie N24. «Ich sage, was ich denke.»
Grüne und FDP warfen Pauli vor, den Sinn der Ehe nicht zu verstehen. Ehe bedeute füreinander Einstehen selbst über das Ende der Partnerschaft hinaus bei Unterhalt und Erbe, sagte Volker Beck, Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen im Bundestag. Die Union müsse die Ehe von Homosexuellen gleichstellen. Auch die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin bewertete Paulis Vorschlag als absurd und forderte von der CDU/CSU Korrekturen bei der sogenannten Homo-Ehe.
Der Fuldaer Bischof Heinz-Josef Algermissen sagte: «Frau Pauli ist wirklich eine Zumutung in der Politik.» Die «CSU sollte irgendwann auch einmal deutlich sagen, wir machen hier eine Trennung», forderte der katholische Geistliche Bischof im Hit-Radio FFH. Pauli sei eine sehr schillernde Persönlichkeit, die mit aller Macht in die Öffentlichkeit kommen wolle. Ihr Vorschlag widerspreche dem Grundgesetz und allen Kirchenlehren.