München (ddp-bay). Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli (CSU) wirft der CSU-Spitze nach der heftigen Kritik an ihrem Vorstoß zur Befristung der Ehe Realitätsferne vor. Mit Blick auf Forderungen nach ihrem Parteiaustritt sagte das CSU-Vorstandsmitglied in einem ddp-Interview: «Ich möchte umgekehrt, dass einige in der Partei, die jetzt die Führungspositionen haben, auch mal sehen, was die Realität ist.» Man müsse sich «gar nicht weit umschauen», um zu erkennen, wie und nach welchen Lebensmustern die Menschen leben.
ANZEIGE Mit ihrer Forderung nach der befristeten Ehe wolle sie die Diskussion darüber anstoßen, «inwieweit wir Muster vorgeben, die eigentlich nicht mehr passen». Die Hälfte aller Ehen werde geschieden, ein weiterer Teil sei nicht mehr intakt.
«Also bleiben eigentlich nur noch wenige übrig, die wirklich dem Ideal entsprechen», sagte Pauli und fügte hinzu: «Wir schreiben das ins Parteiprogramm rein, als sei es das Gängige. Es ist eine heile Welt, die hier ´gemalt´ wird, die aber nicht mehr gelebt wird.» Die Menschen lebten ihre eigene «heile Welt», die außerhalb der Muster existiere, «die die CSU gerne hochhalten möchte».
Die Kandidatin für den CSU-Vorsitz hatte bei der Vorstellung ihrer programmatischen Schwerpunkte am Mittwoch gefordert, dass eine Ehe nach sieben Jahren rechtlich auslaufen solle. Nach dieser Zeit könnten sich beide Partner «aktiv» für eine Verlängerung aussprechen. Aus der CSU-Spitze hagelte es daraufhin Kritik an Pauli.