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Tanja31 Offline



Beiträge: 498

27.09.2007 18:23
Kommt Telearbeit Frauen entgegen - Umfrage Antworten



Die Frauen-Computer-Schule München führte im Frühjahr 98 eine dreimonatige Qualifizierung zur "Fachfrau für Windows-Applikationen und Teleworking-Management" durch. Die Teilnehmerinnen erwarben sich detaillierte Kenntnisse in den klassischen Office-Programmen und in der Nutzung des Internet: E-Mail, Online-Recherche und Web-Site-Gestaltung.

Elf hochmotivierte Frauen aus unterschiedlichen Büroberufen absolvierten diese Ausbildung. Alle hatten (oder bekamen) für zu Hause einen Computer, der mit Internet-Anschluß ausgestattet wurde.

Viele saßen nach dem offiziellen Unterricht - oft bis in die Nacht - noch zu Hause am Rechner. Je länger sie mit E-Mail und Internet arbeiteten, um so vertrauter wurden sie mit dem neuen Kommunikationsmedium. So gewann jede für sich großes Selbstvertrauen im Umgang mit dem PC. Gleichzeitig wurde spürbar, daß Telearbeit eine sehr anstrengende Arbeitsform sein kann.

Das Ergebnis:

Zwei Absolventinnen wollten nach Abschluß des Kurses "nur noch privat" von zu Hause aus computern.

Die Mehrzahl fand die neuen technischen Möglichkeiten sehr attraktiv, durchaus zu bewältigen und könnten sich einen "alternierenden Telearbeitsplatz": mal zu Hause, mal im Büro, vorstellen.

Zwei oder drei Frauen planen, zukünftig ihre Dienste als Selbständige via WorldWideWeb anzubieten. Zum Beispiel, um Powerpoint-Präsentationen zu erstellen oder Datenbank-Lösungen zu entwickeln.

Elisabeth Seidel

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Ist Telearbeit attraktiv?
...wollten wir von den Frauen wissen, die an Weiterbildungslehrgängen der Frauen-Computer-Schule (FCS) teilnahmen. Ilse Stiller, Dozentin an der FCS, führte dazu 1997 eine Umfrage mit 215 Teilnehmerinnen durch. Telearbeit - also: Arbeiten räumlich entfernt vom Auftraggeber, die Ergebnisse online an den Auftraggeber schicken, an bestimmten Tagen in der Firma präsent sein - wurde von den meisten Frauen positiv bewertet: als Alternative zur herkömmlichen Arbeitsorganisation. Bei aller generellen Zustimmung zur Telearbeit wägten die befragten Frauen sehr genau die Vor- und Nachteile der Telearbeit und ihrer möglichen Ausprägungen ab.

Wer wurde befragt?

Die Fragebögen wurden nach der Zusammensetzung hinsichtlich Berufsgruppen, Schulabschluß, Alter und Aufgaben in der Kinderbetreuung ausgewertet.

Die befragten Frauen kamen aus folgenden Berufsgruppen:

Berufsgruppe Häufigkeit
Angestellte 95
Hausfrauen 45
Selbständige/Freie 42
Arbeitslose 12
Beamtinnen 8
Studentinnen 7
Azubis 5
Arbeiterinnen 1
Sonstige Berufsgruppen 8
Gesamt 223*


*Bei den Berufsgruppen gab es teilweise Mehrfachangaben, z. B. von Frauen, die nur Teilzeit-Jobs haben.

Sie nannten als Schulabschluß:

Schulabschluß Häufigkeit
Realschule 80
Studium 57
Abitur 37
Hauptschule 32
ohne Angabe 9
Gesamt 215






Wir befragten folgende Altersgruppen:

Altersstufe Häufigkeit
bis 20 3
20 – 30 31
30 – 40 78
40 – 50 62
über 50 31
ohne Angabe 10
Gesamt 215






Die familiäre Situation der Frauen:
Mit Aufgaben/ohne Aufgaben in der Kinderbetreuung

mit Kindern 113
ohne Kinder 98
ohne Angabe 4
Gesamt 215


Für die Mehrheit ist Telearbeit vorstellbar!
Für 68% aller befragten Frauen ist Telearbeit eine interessante Alternative.
25% konnten sich nicht vorstellen, Telearbeit auszuüben. Diese Frauen sehen weniger die Vor- als mehr die Nachteile, die möglicherweise daraus entstehen.
7% waren unentschieden.
Trends und Ergebnisse
Lassen sich bestimmte Trends bei Berufsgruppen, Altersgruppen oder Gruppen, die Aufgaben in der Kinderbetreuung haben, in der Haltung zu Telearbeit erkennen?

Welche Berufsgruppen wollen Telearbeit?

Telearbeit als eine Möglichkeit, Erwerbstätigkeit und den Anforderungen an das Frauenleben zu koordinieren, spricht an:

78% der Hausfrauen,
68% der Angestellten,
62% der Selbständigen und
50% der Arbeitslosen und Beamtinnen
Die hohe Zustimmung bei den Hausfrauen drückt den Wunsch aus, eine Möglichkeit zu finden, neben der Familienarbeit den Anschluß an das Berufsleben nicht zu verlieren. Weniger angetan von Telearbeit sind arbeitslose Frauen und Beamtinnen. Die Arbeitslosen wünschen sich eher einen "herkömmlichen" Job, einen festen Arbeitsplatz. Die Beamtinnen sehen nicht die Vorteile von Telearbeit.

Frauen brauchen flexible Arbeitsmodelle für die Kinderbetreuung!
Telearbeit befürworten:

83% der 30 – 40jährigen,
77% der 20 – 30jährigen,
61% der 40 – 50jährigen
40% der über 50jährigen.
Die hohe Zustimmung bei den Frauen zwischen 30 und 40 Jahren hat häufig mit ihren Aufgaben in der Kinderbetreuung zu tun, weil sie bereits Kinder haben oder weil sie ganz konkret an Kinder denken.

So erhielt die Vorstellung, Telearbeit ausüben zu können, auch in der Gruppe der 20- bis 30jährigen Frauen mit Kindern eine 100%ige Zustimmung, in der Gruppe der 30- bis 40jährigen Frauen mit Kindern eine Zustimmung in Höhe von 88%. Trotzdem wird die problematische Vereinbarkeit von "Job und Kind" sehr realistisch gesehen. Telearbeit verlangt Konzentration wie jede andere Arbeitsform auch. "Nebenbei" Kinder hüten ist nicht die Intention für die Entscheidung zur Telearbeit. 51% sehen mit Telearbeit zwar eine bessere Betreuungsmöglichkeit für die Kinder, dies ist aber nicht der Vorteil, der die höchsten Werte erhalten hat - siehe Tabelle unten.

Flexibilität ist Trumpf!
Egal, ob die Befragten prinzipiell für oder gegen Telearbeit waren: Wir baten sie, die für sie relevanten Vor- und Nachteile der Telearbeit zu bewerten. Dabei stellte sich heraus: (s. Tabelle)

Für 70% aller befragten Frauen ist Flexibilität in der Arbeitseinteilung der entscheidende Vorteil.
52% halten Beruf und Familie/Beziehung durch Telearbeit für besser miteinander vereinbar.
Für 40,5% ist eine bessere Betreuung der Kinder möglich.
Für 36% ist ein ungestörtes Arbeiten möglich.
Für 33% ist wichtig, nicht aus dem Berufsleben verdrängt zu werden.
28,5% sehen weniger Probleme beim Wiedereinstieg nach der Kinderpause.
27,5% sehen mehr Verantwortung und Eigenständigkeit im Beruf.
Für 26% ist wichtig, die eigene Chefin zu sein.
Die Antworten machen deutlich, daß der Wunsch nach eigenen Entscheidungen hinsichtlich der Arbeitszeit und nach größerer Selbstbestimmung im Arbeitsprozeß der wichtigste Motivationsfaktor für die Entscheidung zur Telearbeit ist.

Ein großer Teil verbindet den Vorteil von mehr Flexibilität in der Arbeitseinteilung mit dem Vorteil, Beruf und Familie oder Beziehung besser miteinander vereinbaren zu können. So sehen 92% der Frauen, die Telearbeit zustimmen, den Vorteil "Flexibilität in der Arbeitseinteilung" und 70,5% den Vorteil "Beruf und Familie besser miteinander vereinbar". Im Unterschied dazu gewichten Frauen, für die Telearbeit nicht vorstellbar ist, mit 11% bzw. 7,5% diese beiden Vorteile. Das deutet darauf hin, daß die Ablehnung von Telearbeit damit verbunden ist, daß mögliche Vorteile nicht als solche gesehen werden. Hier spielt sicher auch noch Unkenntnis über die Arbeitsform Telearbeit mit.

Generell unterstreicht die Untersuchung, daß die Vorstellung, Telearbeit ausüben zu können, verbunden ist mit der Suche nach individuellen Möglichkeiten, einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Hier ist eine sehr starke Motivation erkennbar.

(Das große) ABER: Macht Telearbeit einsam?
Egal, ob prinzipiell für oder gegen Telearbeit: 2 von 3 Frauen sehen als größten Nachteil der Telearbeit den drohenden Verlust der "Kommunikation mit KollegInnen zwischendurch".

Bei den Frauen, die Telearbeit als alternative Arbeitsform befürworten, äußern diese Befürchtung immer noch 62%. Auch die Werte "Abgekoppelt von betrieblichen Entscheidungen" (gesamt: 53,5%) und "Zu wenig Austausch über die Arbeit" (gesamt: 51%) liegen bei den Zustimmenden noch über 50%. Als wichtigster Nachteil bleibt auch nach der Differenzierung aller Befragten nach Berufs- und Altersgruppen, nach Schulabschlüssen und Aufgaben in der Kinderbetreuung durchgängig: "Fehlende Kommunikation mit KollegInnen zwischendurch".

Dies unterstreicht, daß die Zustimmung zur Telearbeit keineswegs euphorisch erfolgt, sondern mit einer sorgfältigen Abwägung der Vor- und Nachteile verbunden ist.

Selbst von denjenigen Befragten, denen die "Flexibilität in der Arbeitseinteilung" so sehr gefallen hat, befürchtet noch jede zweite die drei Nachteile "Fehlende Kommunikation mit Kolleginnen zwischendurch", "Abgekoppelt von betrieblichen Entscheidungen" und "Zu wenig Austausch über die Arbeit".

Diese drei Nachteile sehen alle Befragten!

Telearbeit – ganz zu Hause? teils zu Hause, teils im Büro… oder wie?
Am besten gefällt Frauen die alternierende Telearbeit: tageweise zu Hause und tageweise im Büro arbeiten.

54% aller Befragten wählten diese Arbeitsform,
71% derjenigen, die Telearbeit prinzipiell befürworten, wünschen sich diese Arbeitsform.
Von den Hausfrauen wünschen sich:

51% diese Arbeitsform.
40 % mit der Option "überwiegend zu Hause". Auf jeden Fall wollen die Hausfrauen ins Erwerbsleben integriert sein.
Eine dritte Form der Telearbeit ist: Telearbeit in einem Gemeinschaftsbüro. Diese Option schneidet relativ hoch ab. Bei den Hausfrauen erhielt sie fast den gleichen Wert wie bei den Frauen mit Abitur bzw. mit Studium. In der Altersgruppe der 30- bis 40jährigen steht sie jeweils an zweiter Stelle.

Geringe Zustimmung erhielt in der Befragung die Form "Telearbeit ausschließlich zu Hause".

Nur 7,5% aller Befragten und 11% der Zustimmenden wählen diese Arbeitsform. Dies unterstreicht deutlich, daß die Teleheimarbeit, die verbunden wird mit ausschließlicher Arbeit zu Hause, nicht angestrebt wird.

Lieber freiberuflich als fest angestellt!
Nur 46% aller Befragten entschieden sich für eine festangestellte Tätigkeit! Alle anderen bevorzugen die Selbständigkeit!

36% als Freiberuflerinnen,
27% im Verbund mit anderen Selbständigen Dienstleistungen anzubieten.
Frauen, die prinzipiell für Telearbeit sind, votieren zu 57,5% für eine Festanstellung. 47% wollen freiberuflich sein und 37% wünschen sich dazu ein Team von Selbständigen. Das bedeutet: Die Selbständigen möchten zu einem großen Prozentsatz mit anderen zusammen als Gleiche mit Gleichen arbeiten!

Im Beschäftigungsverhältnis "Fest angestellt" kommt der Wunsch nach Sicherheit zum Ausdruck. Werden jedoch die beiden Werte für "Freiberuflich" und "Mit anderen gemeinsam als Selbständige…" zusammengenommen, ergibt sich ein interessanter Hinweis: mehr als 8 von 10 der Zustimmenden können sich eine dieser beiden Arbeitsformen vorstellen. Das deutet darauf hin, daß in bezug auf die Beschäftigungsverhältnisse eine Flexibilität in der Einstellung gegeben ist.

Mehr Eigenständigkeit und Selbständigkeit ist das Ziel der Frauen und rangiert vor Sicherheit.

Bei den bevorzugten Formen und Beschäftigungsverhältnissen haben die Frauen, für die Telearbeit nicht vorstellbar ist, wenig Angaben gemacht. Die Unentschiedenen haben sich dagegen rege beteiligt und votieren auffallend häufig für Festanstellung (60%).

Fazit: Alternierende Telearbeit wird akzeptiert, Vor- und Nachteile werden gesehen. Die Bereitschaft zu Telearbeit als Arbeitsform korrespondiert aber nicht mit den Angeboten des Arbeitsmarktes. Hier liegt noch ein Potential brach, das neue Arbeitsmarkt-Strukturen ermöglichen kann.

Impressum
PionaNews
herausgegeben von der Frauen-Computer-Schule München, verantwortlich:

Angelika Huber
Volkartstraße 23
80634 München
Fon: 0 89 / 167 55 89
Fax: 0 89 / 168 80 25
http://www.frauen-computer-schulen.

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