Je früher Sie die Anzeichen für eine Beziehungskrise erkennen, umso besser. Dann können Sie nämlich gegensteuern und so vielleicht verhindern, dass es zum Bruch kommt, die Beziehung völlig auseinanderfällt und es zur Trennung kommt.
Viele Trennungen könnten verhindert und viele Beziehungen gerettet werden, wenn Paare frühzeitig die Alarmsignale erkennen und darauf reagieren würden. Eine Trennung erfolgt nicht aus heiterem Himmel. Sie ist meist der Schlusspunkt einer länger andauernden Beziehungskrise. Mann/Frau haben sich in der Regel über Jahre hinweg auseinandergelebt. Ihre Beziehung ist langsam und leise in die Brüche gegangen. Man hat dem Partner meist innerlich schon längere Zeit gekündigt und dieser hat davon nichts mitbekommen - oder wollte nichts mitbekommen. Was also sind die Anzeichen einer Krise?
Anzeichen einer Beziehungskrise Nachlassende Unterstützung Der Partner zieht sich von häuslichen und familiären Aufgaben mehr und mehr zurück und hält sich nicht mehr an Absprachen. Er setzt sich immer weniger für früher von ihm erledigte Aufgaben ein und vernachlässigt diese: er bringt die Kinder nicht mehr in den Kindergarten oder zur Sportveranstaltung, er kommt immer häufiger später von der Arbeit nach Hause, er ist zu Hause immer sehr erschöpft - findet aber genug und spontan Energie, um seinen Hobbies nachzugehen, sich mit Freunden zu treffen .... Sprechen Sie Ihren Partner darauf an. Machen Sie ihm deutlich, dass Ihnen seine Unterstützung wichtig ist. Rücksichtnahme kann genau das falsche Verhalten sein. Sprechen Sie mit ihm darüber, ehe sein mangelnder Einsatz zur Gewohnheit wird und ein Ungleichgewicht eintritt, das Ihre Beziehung zum Einsturz bringt.
Nachlassender Respekt Anzeichen hierfür können sein: man redet in Gegenwart anderer und im Beisein des Partners schlecht über ihn oder macht sich lustig über ihn oder seine kleinen und großen Schwächen, man nimmt weniger Rücksicht auf seine Befindlichkeiten, man redet "von oben herab" zu ihm, man schneidet ihm das Wort ab, unterbricht ihn, korrigiert ihn ständig, kritisiert ihn mehr als früher, usw. Sprechen Sie mit ihm darüber. Sprechen Sie ihn darauf an. Machen Sie ihm klar, dass Sie sein Verhalten als verletzend empfinden, als Missachtung, als Herabsetzung Ihrer Person. Ergründen Sie, was hinter seinem Verhalten steckt: Fühlt er sich von Ihnen schlecht, ungerecht behandelt? Fühlt er sich vielleicht von Ihnen vernachlässigt? Fehlt ihm vielleicht der Respekt?
Emotionale Erpressung Wenn du nicht ...., dann wirst du schon sehen, was du davon hast. D.h. der Partner macht seine Liebe und Zuneigung davon abhängig, dass Sie nach seiner Pfeife tanzen. Er gibt Ihnen zu verstehen, dass Sie sich seine Liebe und Anerkennung verdienen müssen. Vielleicht geht der Partner aber auch subtiler vor: er sagt nicht direkt, was er verlangt, sondern wirft Ihnen vor, egoistisch oder rücksichtslos zu sein. Er wirft Ihnen vor, dass er sich ganz alleine um die Kinder, die Finanzen, den Haushalt oder andere bisher gemeinsam getragene Tätigkeiten kümmert und Sie auf der faulen Haut liegen. Er will Ihnen Schuldgefühle machen und Sie so erpressen, bzw. gefügig machen. Emotionale Erpressung führt auf Dauer zum Tod einer Beziehung. Auch hier heißt es, miteinander kommunizieren. Kann es sein, dass Ihr Partner das Gefühl hat, zu kurz zu kommen? Kann es sein, dass er sich ausgenutzt und nicht genügend respektiert fühlt? Kann es sein, dass er den Eindruck hat, mehr für die Beziehung zu tun, als Sie?
Fehlende oder negative Kommunikation Der Partner redet nicht mehr über seine Erlebnisse, Gedanken und Gefühle. Der Partner interessiert sich nicht mehr für das Leben, die Sorgen des Partners. Der Partner ist nur noch mürrisch, gereizt, unnahbar. Es gibt nur noch Streit und keine Versöhnung oder Aussprache danach. Es gibt keine Gespräche und keine Konflikte mehr. Jeder folgt nur der Routine und den Alltagsritualen.
Dies sind ernsthafte Anzeichen für eine Beziehungskrise. Die Bedürfnisse nach Kommunikation in der Partnerschaft sind meist unterschiedlich. Frauen haben eher das Bedürfnis, sich über Gefühle auszutauschen und über Probleme zu sprechen als Männer. Kleine Geheimnisse und ein Freiraum sind für die Partnerschaft förderlich, die Devise: <Wer mich liebt, versteht mich auch ohne Worte> jedoch nicht. Liebe hat nichts mit Gedankenlesen zu tun. Um dem Partner nahe zu sein, müssen wir dessen Sichtweise und Gefühle kennen. Zieht sich der Partner zurück, kann dies viele unterschiedliche Ursachen haben wie beispielsweise er fühlt sich beruflich überfordert, er hat das Gefühl, ausgequetscht zu werden, dass wir uns lustig über ihn machen, er hat es nicht gelernt, über sich zu sprechen, er hat Angst, Fehler zuzugeben ...
Um uns in der Partnerschaft wohlzufühlen, benötigen wir das Gefühl, dass wir wichtig sind für den Partner und er Anteil nimmt. Will er nichts mehr von uns wissen, fühlen wir uns abgelehnt, mißachtet, ungeliebt.
Konflikte sind in einer Partnerschaft normal und notwendig, denn es leben zwei Menschen mit unterschiedlicher Lebensgeschichte und unterschiedlichen Bedürfnissen zusammen. Sowohl Konflikte, die in einen Machtkampf (wer hat recht) ausarten, als auch das schweigende Nebeneinanderherleben sind verdächtig. Schweigen bedeutet, dass beide Partner innerlich kapituliert und gekündigt haben oder einer seine Bedürfnisse massiv unterdrückt und sich anpasst, während der andere das Sagen hat.
Negative Gefühle und fehlende Achtung Der Partner nörgelt nur noch, sieht unsere positiven Seiten nicht mehr. Der Partner will uns völlig umkrempeln (Themen z.B. Geld, Gewicht, Freunde, Hobbies). Der Partner macht uns in der Öffentlichkeit schlecht. Der Partner will unsere Selbständigkeit, unsere Veränderung nicht. Wir fühlen uns mißachtet, können ihm nichts recht machen. Wir müssen tun, was der Partner will, sonst fallen wir in Ungnade. Wir fühlen uns unwohl, freuen uns nicht mehr auf den Partner.
Fast alle Menschen suchen in einer Partnerschaft Liebe, Verständnis, Unterstützung und Anerkennung. Wir wollen das Gefühl haben, liebenswert zu sein; vielleicht erwarten wir sogar die bedingungslose und immerwährende Liebe von unserem Partner. Dies ist eine nicht erfüllbare Forderung. Kein Mensch ist in der Lage, diese Erwartung zu erfüllen. Kritisiert unser Partner hingegen immer nur und lenkt seinen Blick auf das, was ihm an uns nicht gefällt, vergeht seine Liebe und natürlich auch unsere.
Die Basis für die Partnerschaft muss sein, dass wir uns generell als Person akzeptiert fühlen, auch wenn manche unserer Eigenheiten dem Partner nicht gefallen.
Eine Partnerschaft einzugehen mit der Idee "Ich werde den Partner schon ändern" ist zum Scheitern verurteilt. Eine Partnerschaft sollte zumindest den überwiegenden Teil der Zeit dazu führen, dass wir uns gestärkt, unterstützt fühlen und dass der Partner an unserer Weiterentwicklung sowie unserem Wohlbefinden interessiert ist.
Rituale und gemeinsame Aktivitäten fehlen Der Partner unternimmt nichts mehr gemeinsam mit mir. Der Partner will immer nur alleine verreisen. Der Partner entdeckt neue Interessen, denen er alleine nachgeht. Der Partner kommt sehr spät vom Büro nach Hause, schaut fernsehen oder liest seine Zeitung. Der Partner läßt sich zuhause gehen; ihm ist nicht mehr wichtig, wie er angezogen ist.
Eine Partnerschaft sollte Freiraum bieten, in der jeder etwas für sich tut und seinen Interessen nachgeht. Klammern und das ständige Zusammensein führt zum Erlahmen der Gefühle. Andererseits muss es auch Zeiten geben, in denen wir gemeinsam Spaß haben und Schönes erleben. Zieht sich unser Partner zurück, kann dies verschiedene Ursachen haben: er ist überfordert, erschöpft, fühlt sich geklammert, fühlt sich unwohl mit uns, hat seine Ziele/Interessen verändert, steckt in einer seelischen oder persönlichen Krise.
Nachlassendes sexuelles Interesse Sex besteht nur noch aus Routine. Der Partner hat eine Geliebte oder macht einen Seitensprung. Wir haben keine Lust mehr, betrachten Sex als lästiges Pflichtprogramm.
Es ist normal, dass die Sexualität im Laufe der Partnerschaft mal wichtiger, mal weniger wichtig ist. Wie häufig wir mit unserem Partner schlafen, ist abhängig von unseren und seinen Bedürfnissen. Betrachten wir und unser Partner die Sexualität als nicht (mehr) für so wichtig, ist dies auch in Ordnung. Zärtlichkeit und körperliche Nähe sollten jedoch auf jeden Fall gesucht werden. Auch ein Seitensprung muss nicht das Ende einer Partnerschaft bedeuten, ist jedoch meist ein Indiz für eine Beziehungskrise oder dass der andere etwas in der Beziehung vermisst. Wenn beide Partner dies als Chance nehmen, über die Sexualität und ihre Bedürfnisse zu sprechen, verzeihen und neu beginnen, dann kann ein Seitensprung sogar bereichernd für die Partnerschaft sein.
Was tun bei Beziehungskrisen?
1. Sprechen Sie Ihren Partner in einer ruhigen Minute direkt an, wenn er schweigt oder nur noch unwirsch reagiert - auch wenn dies in einen Konflikt oder einer Gesprächsblockade von seiten des Partners münden kann. Formulieren Sie Ihre Gefühle und Wünsche in der "Ich-Form” : "Ich fühle mich, wenn du dich ... verhältst, ... Ich wünsche mir ... Ich frage mich, weshalb sich unsere Partnerschaft so verändert hat.” Vermeiden Sie Vorwürfe und Aufrechnerei. Lenken Sie seinen Blick auf die Vergangenheit, in die Zeit, in der die Kommunikation geklappt hat. Fragen Sie, was Sie tun können, damit sie beide wieder so glücklich werden. Selbstverständlich ist für ein konstruktives Gespräch die Bereitschaft des Partners notwendig.
2. Haben Sie über längere Zeitstrecken den Eindruck, nichts recht machen zu können und abgelehnt zu werden, müssen Sie dies auch ansprechen. Der Partner hat nicht das Recht, Sie nach seinen Vorstellungen umzukrempeln. Versuchen Sie herauszufinden, was er von Ihnen erwartet, und sprechen Sie darüber, was Sie zu geben bereit sind und sich ganz konkret von ihm wünschen. Versichern Sie ihm, dass Sie ihn nicht kränken oder kleinmachen wollen, sondern wollen, dass es ihm auch gutgeht.
3. Schlagen Sie gemeinsame Aktivitäten vor, um wieder Schönes mit dem Partner zu verknüpfen. Versuchen Sie gemeinsam herauszufinden, weshalb er lieber alleine etwas unternimmt.
4. Wenn Sie die Sexualität nicht mehr als lustvoll erleben oder die Lust auf Sex fehlt, dann sprechen Sie mit Ihrem Partner. Suchen Sie gemeinsam nach Ursachen: Nehmen wir uns zu wenig Zeit für den Sex? Kennen wir unsere sexuellen Wünsche nicht? Liegt es an mangelnder Hygiene, genereller Unzufriedenheit in der Partnerschaft, hormoneller Umstellung, irrationalen Erwartungen (beispielsweise, dass der Partner immer automatisch zum gleichen Zeitpunkt Lust haben muss, hellsehen kann, immer zum Orgasmus kommen muss ...) usw? Stellen Sie sich die Frage: Was können wir tun, um wieder mehr Spaß beim Sex zu haben?
Je mehr Alarmzeichen dieser Art Sie feststellen, je mehr solcher Giftpfeile Ihr Partner abschießt, umso größer ist die Gefahr, dass Ihre Beziehnung daran stirbt. Entfernen Sie das Gift frühzeitig, damit es nicht Ihre Beziehung ruiniert.