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 Beziehungsalltag
Tanja31 Offline



Beiträge: 498

25.09.2007 23:29
Kribbeln im Beziehungsalltag Antworten

Wenn der Rock'n'Roll des Verliebtseins dem Beziehungsalltag weicht, zeigt sich, ob das Gemeinsame stark genug ist. Liegt sein Kopf dann doch wieder auf ihrer Schulter, ist das Kribbeln von einst plötzlich wieder da.

Als sie aus der Dusche kommt, riecht es verdächtig angebrannt. Das k-a-n-n- einfach nicht wahr sein, denkt sie und geht in die Küche. Er sitzt am Küchentisch, die Zeitung hat er vor sich ausgebreitet. Auseinandergepflückt und kleingefaltet. Wie jedes Mal. Und schon wieder vergisst er über den scheinbar furchtbar spannenden Sportteil die Milch, die auf dem Herd lustig vor sich hinblubbert. So schwer ist das doch nicht, sagt sie und zieht den Kochtopf mit einer hektischen Bewegung von der heißen Platte, wieso passiert dir das nur jeden verdammten Morgen?

Wieso verliert der VfB eigentlich jedes Heimspiel, denkt er. Und schüttet noch mal Kaffee nach. Wo sie wieder bleibt? Sie wollten doch zusammen frühstücken Er legt schon mal ein Brötchen auf seinen Teller und liest weiter. Der VfB ist immerhin noch Elfter. Dann reißt er ein Stück Brötchen ab und schiebt es sich in den Mund. Kaut langsam. Die Tür geht auf, sie stürmt im Bademantel an den Herd. Was hat sie denn jetzt, fragt er sich. Oh die Milch, total vergessen Schatz. Mach doch nicht so einen Stress. Kann doch mal passieren.

"Mach doch nicht so einen Stress" dieser Satz geht gar nicht. Schon gut, sie sagt es trotzdem und beißt die Zähne zusammen, hat er ja nicht absichtlich gemacht. Wie ist denn dein Plan für heute, fragt sie, gießt die heiße Milch in ein Glas und den Espresso obendrauf. Nichts. Keine Antwort. Hast du mich gehört, fragt sie ungeduldig, ich habe mit dir gesprochen. Er schaut von seiner Zeitung auf, versucht verzweifelt, das halbe Salamibrötchen, das er sich gerade in den Mund geschoben hat, zu zerkleinern, gleichzeitig zu antworten und verwirrt zu gucken. Ammmbhbh, sagt er und reißt die Augen auf. Sollte wohl sowas wie "aber Schatz" heißen. Ihr ist das egal. Sie nimmt den Kaffee und geht in Richtung Schlafzimmer.

"Hab' ich was falsch gemacht?"

"Und dann diese überflüssige rote Karte ... Wofür werden diese Idioten eigentlich bezahlt?, ... mich gehört?" Huch, was hat sie denn jetzt? Okay, einfach mal was mit Schatz sagen. Sie steht ja immer noch am Herd. Sie könnte sich ruhig mal setzen, denkt er. Vor ein paar Wochen ist sie häufiger ohne Bademantel in die Küche gekommen. Sie war eine Göttin. Zuletzt immer seltener. Warum verschwindet sie denn jetzt ins Schlafzimmer?, denkt er. Sie sitzen doch sonst jeden Morgen zusammen am Frühstückstisch. Er fragt sich: Habe ich was falsch gemacht?

Sie denkt: Wann fing es an, dass sie sich über Sportteile und übergekochte Milch gestritten haben? Foto: Werner GabrielSie steht vor dem Kleiderschrank und starrt hinein. Starrt und wartet, dass etwas passiert, dass er kommt, dass sie sich wieder ein bisschen besser fühlen kann. Sie denkt: Wann fing das an, dass wir über Sportteile und übergekochte Milch gestritten haben? Irgendwann auf dem Weg. Früher haben sie stundenlang in irgendwelchen Cafés gesessen, Milchkaffee getrunken und gesprochen. Oder geschwiegen. Sie erinnert sich. Und lächelt in ihren Schrank hinein. Er kommt ins Schlafzimmer, stellt sich hinter sie, legt seinen Kopf auf ihre Schulter. In dem Moment ist das Cafégefühl wieder da. Und der Gedanke über die Milch weg.

Forum: Was macht ihr gegen den Beziehungsalltag Ihm fällt ein, dass sie bereits auf den Beinen war, als er wach wurde. Das machte sie doch sonst nicht. Und das Bett war nicht breit, und trotzdem haben sie sich kaum berührt. Das hier hat mal gekribbelt, denkt er. Schon beim ersten Date, als er, der Idiot, beim Italiener "Buenos dias" gesagt hat. Drei Wochen später sagte er "Ich liebe dich" und dachte: Wir gehören jetzt erstmal zusammen. Der Kuss danach ging drei Leben lang. Muss doch wiederkommen. Es ist immer schöner, nicht alleine diesen Weg zu gehen. Er geht ins Schlafzimmer, stellt sich hinter sie und legt den Kopf auf ihre Schulter. Jetzt so bleiben.

Das erste Date
Verknallt, verhallt - verdammt! Es gibt Dinge, die machen sie immer. Er und sie und immer gleich, daran denkt sie, als sie ganz still vor dem Kleiderschrank stehen. Sie mag das, andere Leute belächeln die beiden. Drei-Fragezeichen-Kassetten zum Einschlafen hören, Tatort gucken, jeden Sonntag, dazu Mezzo-Mix und Bier und chinesisches Essen. Rituale sind eigentlich groß, denkt sie, weil sie dem "Zusammenalltag" eine Form geben, ein warmes Gefühl im Bauch machen und sich nach Zuhause anfühlen. Eigentlich. Manchmal schnürt ihr das aber auch den Hals zu. Dann will sie schreien und ihm den verdammten Topf mit der Milch über den Kopf ziehen. So wie gerade. Also, vorhin. Jetzt nicht mehr.

Special Herzrasen Er weiß, dass das Kribbeln zu Beginn am stärksten ist. Aber als er hinter ihr steht, begreift er allmählich, dass dieses Kribbeln auch Unsicherheit bedeutet. Das Gefühl, sich jeden Moment beweisen zu müssen. Wenn das abnimmt, nimmt die Sicherheit zu. Der Tag, an dem er sie beim Aufwachen nicht in den Armen hielt, war der Tag, als er wusste, dass sie bleiben würde. Sie beide wissen jetzt, dass sie füreinander das Beste sind, was ihnen passieren konnte. Er denkt: Die Aufregung kommt nicht mehr vom neuen, sondern von der Erkenntnis, dass sie zusammen gehören.

Er: "Ich hab dir einen Platz in der Küche freigehalten."

Sie: "Ich weiß. Ist alles gut mit uns?"

Er: "Ja. Es sind eben nur manchmal solche Tage."

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