Genderspezifische Studie zur Selbstständigkeit in Europa
Der selbstständige Haupterwerb ist in Westeuropa männlich dominiert. Frauen sind dagegen vor allem im teilzeitlichen Zuerwerb selbstständig. Daneben üben sie oft noch eine Nicht-Erwerbstätigkeit wie Haushaltsarbeit oder Studium aus. Das ist ein Ergebnis der Studie "Genderaspekte in der Existenzgründung und Selbstständigkeit".
Auffällig ist auch, dass es beim männlich dominierten Haupterwerb wie auch beim weiblich geprägten Zuerwerb ein Nord-Süd-Gefälle gibt: Im Norden sind die Frauenanteile im Haupterwerb tendenziell niedriger und im Süden höher. Darüber hinaus aber, das zeigt die Studie, sind die Strukturen der Selbstständigkeit in Westeuropa sehr unterschiedlich. Das betrifft auch die Gründe, die die Zuerwerbs-Selbstständigen für diese Form der Selbstständigkeit nennen. Persönliche oder familiäre Verpflichtungen, die gegen eine Vollzeit-Tätigkeit sprechen, spielen in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien eine große Rolle.
In Deutschland – wie auch in Italien, Irland und den Niederlande - hat die Zahl der Selbstständigen zwischen 1996 und 2004 zugenommen. In diesem Zeitraum ist in zehn von 15 Ländern, unter anderem in Deutschland, der Frauenanteil im Haupterwerb um durchschnittlich zwei Prozentpunkte gestiegen. Diese Entwicklung ist in Deutschland darauf zurückzuführen, dass Gründerinnen im Haupterwerb zahlenmäßig stärker zugenommen haben als Gründer. Im Zuerwerb hat der Frauenanteil in Deutschland dagegen leicht abgenommen.
Im Jahr 2004 betrug der Frauenanteil im selbstständigen Haupterwerb in Deutschland 23,1 Prozent, im Nebenerwerb 30,6 Prozent und im Zuerwerb 60,8 Prozent. Damit nimmt Deutschland im europäischen Vergleich in allen drei Bereichen hinsichtlich der genderspezifischen Verteilung eine mittlere Position ein.
In Deutschland haben knapp über die Hälfte der Selbstständigen im Haupterwerb auch Beschäftigte. Neben der Schweiz gehört Deutschland damit zu den Spitzenreitern in Europa. Das gilt auch unter genderspezifischen Aspekten: Fast die Hälfte aller haupterwerblich selbstständigen Frauen beschäftigt Angestellte.
Die Ergebnisse der Studie, so das Autorenteam, ließen vermuten, dass sich die Muster der Selbstständigkeit „nicht allein auf die Problematik der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zurückführen lassen“. Auch unterschiedliche „Kulturen der Selbstständigkeit und Existenzgründung“ spielten eine Rolle.